Das 17. Jahrhundert erlebt die Verfestigung der absoluten Monarchie Frankreichs auf der europäischen Bühne: Über die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Aspekte dieser Vorherrschaft hinaus, setzt sich das
Französische als Sprache der Höfe, der Kanzleien und Diplomaten durch. Der bayerische Sprachgebrauch, wie das Deutsche überhaupt, zeugt mit seinem Wortschatz davon bis heute: »bœuf à la mode« wird »böfflamott« ausgesprochen, »parapluie« »paraplü«, »chemise« »schmiesl« etc. Als übrigens Max I. Joseph nach dem napoleonischen Vorbild der Erziehungsanstalten der Ehrenlegion ein Institut für höhere Töchter gründet, beschließt er, daß alle Fächer, mit Ausnahme des Deutschen, auf Französisch unterrichtet werden.
Es ist bei weitem nicht nur die französische Sprache, die den französischen Einfluß nach Bayern bringt. Versailles (Objekt Nr. 166) und das Grand Siècle werden Vorbilder für die Bauten deutscher Fürsten und dies bis ins 19. Jahrhundert: auf die französischen Gärten von Schleißheim (Objekt Nr. 165) und Nymphenburg (Objekt Nr. 164) folgt Herrenchiemsee, die »verrückte« Idee Ludwigs II. von Bayern.
Joseph Vivien (Objekt Nr. 160) (1657–1734), der bedeutendste französische Pastellist seiner Zeit, tritt in Max Emanuels Dienste und schafft prunkvolle Porträts der Großen des bayerischen Hofes.
Auf dem Gebiet der Musik ist der Einfluß wechselseitig: Paris zieht Komponisten an, die dort zu weltweiter Anerkennung gelangen müssen und dadurch ihrerseits die Musik revolutionieren. Wie zuvor Gluck (Objekt Nr. 173) hält sich auch Wagner (Objekt Nr. 174) in der französischen Hauptstadt auf. Von 1839 bis 1842 knüpft er Kontakte zu Berlioz und Liszt, danach bereitet er von 1859 bis 1861 die Aufführung seines Tannhäuser in der Oper vor. Der daraus entstandene Skandal zwingt den Komponisten, sein Werk zurückzuziehen. Doch der Wagnerismus in Musik, Literatur und bildender Kunstbeherrscht die Ästhetik des ausgehenden Jahrhunderts.