In der Mitte des 16. Jahrhunderts spitzten sich in Frankreich die Gegensätze zwischen den katholischen und den protestantischen Bevölkerungsteilen – die französischen Calvinisten trugen seit etwa 1560 die aus Genf stammende Bezeichnung »Hugenotten« (abgeleitet von deutsch »Eidgenossen«) – zu erbitterten Glaubenskriegen zu. Eine Episode während dieser kriegerischen Auseinandersetzungen war 1569 das Eingreifen des wittelsbachischen Herzogs Wolfgang von Pfalz-Neuburg (siehe Objekt Nr. 45) und Zweibrücken mit einem Heer von rund 20.000 Mann auf hugenottischer Seite. Erst mit dem Edikt von Nantes erreichten die Hugenotten 1598 die Bestätigung ihrer erkämpften Rechte.
Als durch das Revokationsedikt (siehe Objekt Nr. 47) von Fontainebleau 1685 dieser Status wieder aufgehoben wurde, emigrierte fast eine halbe Million französischer Protestanten in die Niederlande, nach England, Brandenburg und auch nach Franken, in das Fürstentum Brandenburg-Bayreuth. Die Tatsache, daß der dortige Markgraf Christian Ernst den Refugiés 1686 nicht nur Aufenthalt gewährte, sondern südlich der bestehenden Ortschaft »Erlang«(siehe Objekt Nr. 50) für sie eine Neustadt erbauen ließ und ihnen weitreichende Rechte zugestand, erklärt sich auch aus wirtschaftspolitischen Interessen. Denn mit der Aufnahme der Flüchtlinge wurde ein neues handwerkliches Potential in das Fürstentum eingebracht, vor allem durch die zahlreichen bislang im Fürstentum unbekannten Gewerbe(siehe Objekt Nr. 52) der Strumpfwirker, Hutmacher, Teppichwirker, Handschuhmacher (siehe Objekt Nr. 54) . Die Einheit von protestantischer Konfession, französischer Sprache und typischen Gebräuchen blieb über Generationen hinweg ein regional prägendes Merkmal in Franken.