IV - Diplomatische Vertretungen

59. ERGEBNIS VON GEHEIMDIPLOMATIE: DER BOGENHAUSENER VERTRAG

München, 6. Fructidor XIII, 24. August 1805

Paris, MAE

Wegen des 1805 geschlossenen Bündnisses zwischen England und Rußland soll der in München vorherrschende französische Einfluß durch einen Staatsvertrag konsolidiert werden. Um ein solches Bündnis auszuhandeln, wird ein bewährter Diplomat und ausgezeichneter Kenner des Landes, der seit 1803 in München wirkende Gesandte Louis-Guillaume Otto von Napoleon bevollmächtigt. Aus Baden stammend, beginnt Otto seine Laufbahn 1776 in Bayern als Attaché des Grafen De La Luzerne, später, 1798, nach dem revolutionären Intermezzo, wird er Geschäftsträger in Berlin. Zu seiner profunden Kenntnis der deutschen Sprache, zu Takt und Geschick, kommen noch weitere positive Eigenschaften, die allerdings durch seine Neigung zu Schmeicheleien und andere Schwächen eines Höflings ein wenig geschmälert werden. Darüber hinaus verfügt Otto über einen gerade unbestreitbaren Vorteil: Er genießt die Sympathie des überaus frankophilen, aufgeklärten Reformers und Befürworters eines Bündnisses mit Frankreich, Maximilian von Montgelas. Vier Monate allerdings sind erforderlich, um zu einer Einigung zu gelangen. Mehr noch: Am Morgen des 6. Fructidor, am 24. August, als Napoleons Gesandter die Partie bereits gewonnen glaubt, läßt die Vollmacht Montgelas’, ohne welche dieser den Vertrag nicht unterzeichnen kann, auf sich warten. Österreich hat sich auf die Seite der antifranzösischen Koalition geschlagen, und aus Angst vor einem drohenden Krieg zögert Max Joseph, seine Unterschrift zu leisten.

© 2006, Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit e.V.; München/Paris; ISBN: 3-939395-01-3

Objekte 56-66 zum Thema IV