II - Allianzen und Kriege vor 1789

19. ISABEAU DE BAVIÈRE, KÖNIGIN VON FRANKREICH

Skulptur von Emmanuel Frémiet (1824-1910)

1892, Toulouse, musée des Augustins

Untreue Ehegattin, Rabenmutter, eidbrüchige Königin, so lautet die dreifache Anklage der Geschichtsschreibung gegen Isabeau von Bayern. War sie etwa nicht die Geliebte ihres Schwagers Ludwig von Orléans? Verließ sie nicht ihren Mann, den armen, wahnsinnigen König Karl VI. und verleugnete sie nicht ihren Sohn, den »sogenannten Kronprinzen« und künftigen Karl VII.? Unterzeichnete sie den »schmachvollen« Vertrag von Troyes, der den französischen Thron an die Engländer auslieferte, etwa nicht? Im Gegensatz zur heroischen Figur der Jeanne d’Arc, ist Isabeau der schwarze Engel des ausgehenden Mittelalters. In seiner »Histoire secrète d’Isabelle de Bavière« hat der Marquis de Sade sie sogar als Inkarnation der Lasterhaftigkeit dargestellt… Die Heirat Isabeaus von Bayern mit Karl VI. am 17.7.1385 war das Ergebnis des politischen Kalküls von Philipp II. dem Kühnen, dem Bruder des französischen Königs Karl V., der Burgund als Apanage erhalten hatte. Philipp suchte nämlich in Deutschland Verbündete, um sich den englischen Ambitionen auf die Niederlande entgegenzustellen. Doch Isabeau, von der es hieß, sie sei eine ausgesprochene Schönheit, war die Tochter des Herzogs von Bayern, Stephan II., und der Tadea Visconti. Die beiden jungen Leute begegneten sich am 14. 7. 1385 in Amiens und waren drei Tage später ein Paar. Isabeau wurde im August 1389 zur Königin von Frankreich gekrönt.

© 2006, Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit e.V.; München/Paris; ISBN: 3-939395-01-3

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