Von Richard Strauß (1864–1949)
Paris, BNF
Mehrere französische Kritiker und Musikologen waren 1905 nach Dresden angereist, um über die Erstaufführung der Salome zu berichten. Sie kannten bereits die von Flaubert beeinflußte Dichtung von Oskar Wilde, die in französischer Sprache vor zehn Jahren in Paris aufgeführt worden war. Es hatte nicht gefallen:»Abscheuliche Literatur, höchst abwegig, durch und durch aufreizend, wohl das Ekelerregendste, was man zur Zeit sehen kann«. Im Gegensatz dazu ist die Begeisterung für Richard Strauss und sein neues Werk total: »Richard Strauss hat wohl das stärkste lyrische Werk der letzten zwanzig Jahre geschaffen. Man stellte die höchsten Erwartungen an ihn: er hat sie alle erfüllt.« Pierre Lalo fügt noch hinzu, Strausshabe mit Salome das einzig wirkliche Musikdrama in Deutschland nach Parsifal komponiert. Schließlich wird in Musica der Wunsch geäußert, »daß einfranzösischer Theaterdirektor den Mut haben möge, für uns Salome zu inszenieren«. Der Wunsch wurde von Gabriel Astruc erhört, der Strauss’ Oper im Mai 1907 im Théâtre du Châtelet mit Unterstützung des amerikanischen Kunstmäzens Otto H. Kahn zur Aufführung brachte. Die Kostüme, für die Marcel Mültzer die Entwürfe lieferte, wurden vom Konfektionshaus Muelle ausgeliehen.