Wenn wirtschaftliche Beziehungen von geographischen Bedingungen abhängen, dann stehen die Verbindungen Bayerns mit Frankreich auf diesem Gebiet von vornherein fest. Das Nichtvorhandensein politischer oder natürlicher gemeinsamer Grenzen, dazu eine Geomorphologie und ein Klima, die größtenteils gleich sind, sprechen nicht für einen intensiven Austausch zwischen beiden Ländern.
Man weiß wenig über die wirtschaftlichen Verbindungen (Objekt Nr. 150) im Mittelalter, im Zeitalter der Renaissance scheinen sie jedenfalls nicht von Bedeutung gewesen zu sein. Den Fuggern in Augsburg als privilegierten Stützen Karls V. in seinem Ringen mit Franz I. um das Reich und als lebendigem Symbol der damaligen internationalen Hochfinanz fiel es nicht schwer, sich gegen ein Land zu stellen, in dem sie nur sehr begrenzte Interessen hatten. Im allgemeinen scheint der wirtschaftliche Austausch sich hauptsächlich auf den Nahrungsmittelbereich beschränkt zu haben. Bier einerseits und Rotwein andererseits gingen von einer Region in die andere, ohne daß man eine Größenordnung angeben könnte. Einige wenige Präzisionsfabrikate wurden nach Frankreich exportiert, wie etwa Messingsaiten für Cembali aus der florierenden Eisenwarenproduktion in Nürnberg oder Porzellan aus Nymphenburg.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind landwirtschaftliche Produkte der Hauptexportartikel des an Getreide reichen Bayern. Immerhin wurde der Handel mit Bayern von den Verantwortlichen in Frankreich für wichtig genug gehalten, um den Versuch zu machen, das Projekt einer Handelsunion mit Italien zum Scheitern zu bringen. Zur gleichen Zeit rechtfertigten die bayerischen wirtschaftlichen Ressourcen nach Meinung der französischen Entscheidungsträger 1810 die Mission einer industriellen und kommerziellen Erkundung Bayerns (Mission von Marcel de Serres).
Das Industriezeitalter sieht nun eine Intensivierung des Austauschs zwischen beiden Ländern auf dem Gebiet der Industrieprodukte mit hohem Mehrwert. Über sein Ingenieurfachwissen hinaus, das für die Errichtung von verkehrstechnischen Bauwerken unerläßlich war (Brücken, Gleise etc.), exportierte Frankreich auch Luxusmanufakturwaren, die in Paris auf den Weltausstellungen (Objekt Nr. 157) gezeigt wurden. Im Gegenzug entsprach Bayern den Bedürfnissen der Kleinen (Bleisoldaten aus Nürnberg) und Großen Bier (Objekt Nr. 158) und damals bereits renommierte Werkzeugmaschinen (Objekt Nr. 159). Diese Warengruppen blieben seitdem - auch nach den Weltkriegen - die Schwerpunkte in den bayerisch-französischen Wirtschaftsbeziehungen.