X - Kultureller Austausch

163. FRANZÖSISCHE GOLDSCHMIEDEKUNST FÜR DEN HOFKULTUS IN MÜNCHEN

Begleitschreiben zur Bestellung eines goldenen Kelches, den Kurfürst Karl Albrecht von Bayern beim Goldschmied Thomas Germain in Auftrag gibt

1. Februar 1729, Paris, CHAN

»Sie hatten die Gelegenheit, unter mehreren Goldschmiedearbeiten einen fast vollendeten goldenen Kelch zu bewundern, der von dem verstorbenen Großen Kurfürsten von Köln, dem Onkel dieser Fürsten, in Auftrag gegeben worden war. Dieses wertvolle Stück macht dem hervorragenden Meister Ehre und kann den Geschmack der Delikatesten und Anspruchsvollsten befriedigen«. Mit diesen Worten berichtet der »Mercure de France« von dem Besuch, den die bayerischen Fürsten und Graf Charolais im November 1725 dem Atelier von Thomas Germain abstatteten. Die Erwähnung ist die erste einer von einem bayerischen Fürsten erteilten Bestellung bei dem berühmten Goldschmied. Obgleich dessen außergewöhnliches Talent inzwischen weltweit bekannt ist und geschätzt wird, hat er zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Anerkennung gefunden, die ihm seine späteren Arbeiten einbringen sollten. Abgesehen von einigen für Ludwig XV. bestimmten Stücken und einem Toilettentisch für den König von Portugal, der im gleichen Jahr geliefert wurde, ist Germain vor allem durch religiöse Goldschmiedearbeiten bekannt geworden. So überrascht es nicht, daß der Erzbischof von Köln, der großzügige Joseph Clemens von Bayern, sich an diesen Meister wendet, von dem Graf de Caylus schreibt: »Er ist mit einem wunderbaren Feuer geboren, er hat es zu zähmen verstanden und exakt und präzise gemacht.«

© 2006, Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit e.V.; München/Paris; ISBN: 3-939395-01-3

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