Mit Blumen- und Vogelmosaiken verzierte Obstschale, Geschenk für Kurfürst Karl Theodor im Jahre 1760

1759, Paris, musée du Louvre,

Die Obstschale sollte zu einem 222 Geschirrteile und 54 Skulpturen umfassenden Ensemble aus Biskuit-Porzellan gehören, das die königliche Porzellanmanufaktur in Sèvres im April 1760 zum Preis von 15.736 Pfund lieferte. Die Vogelmotive stammen von den Malern François-Joseph Aloncle und Etienne Evans, in der Mosaikverzierung wird das Motiv der Goldschmiedearbeit wieder aufgenommen, das die Tabakdosen und die Intarsien der Möbel zierten. Das Ensemble wird im Geschenk-Inventar des französischen Königs vom 1. Oktober 1761 aufgeführt. Es handelte sich um ein Geschenk von höchster diplomatischer Bedeutung. Es spiegelt die Absicht des französischen Monarchen wider, beim pfälzischen Kurfürsten »Gefühle der Freundschaft« gegenüber Frankreich zu erwecken. Der Kurfürst war für seinen wetterwendischen Charakter bekannt: »Wenn er Sie heute haßt, können Sie sicher sein, daß er Sie morgen lieben wird«. Die strategische Position der Pfalz stellte für das im Siebenjährigen Krieg befindliche Frankreich eine Gefahr dar. Am 24. Mai 1760 stellte der französische Botschafter in Mannheim das Service auf einem Tisch bereit, um es dem Kurfürsten nach der Messe zu präsentieren. Zwei Tage später berichtet er dem Grafen de Choiseul von Karl Theodors Zufriedenheit: »Schließlich kann ich Ihnen das Erstaunen über dieses Service am besten vermitteln, indem ich Ihnen mitteile, daß man Glasschränke zu seiner Aufbewahrung herstellen lassen wird, daß man es nicht benutzen wird und daß es als große Seltenheit zur Schau gestellt werden wird«. In zwei Briefen vom 21. Juni und 3. Juli 1760 wird das Erstaunen zum Ausdruck gebracht, daß einige Teile, u.a. diese Obstschale, »die der Kurfürstin angenehm gewesen wären«, nicht weitergegeben worden seien.

© 2006, Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit e.V.; München/Paris; ISBN: 3-939395-01-3